Trachten, bis in das 20. Jahrhundert allgemeine Bezeichnung für jede "getragene" Kleidung und die dazugehörige Aufmachung (Haar-, Barttracht usw.) mit verbindlichem Charakter, um Unterschiede des Familienstands, der Konfession, des sozialen Status und der Berufszugehörigkeit (Bergleute, Handwerker usw.) deutlich zu machen. Mit der Natur- und Trachtenbegeisterung (Heimatkunstbewegung) bei der städtisch-bürgerlichen und aristokratischen Bevölkerung im 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelte sich auch eine bewusste Trachtenpflege (Heimatwerk); heute bezeichnen Trachten eine vermeintlich zeitlose bäuerliche Traditionskleidung. Die heute bekannten Trachten gingen aus der Verbindung einer regionalen Sonderkleidung mit traditionellen und zeitmodischen Elementen hervor. Neben regionaler Abgeschiedenheit spielten die Nähe zu größeren Städten, Saisonarbeit und Wanderhandel (Abzeichenfunktion) sowie früher Tourismus für die Erhaltung und Entwicklung der Trachten eine besondere Rolle.
Die Forschung unterscheidet seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche österreichisch "Trachtenlandschaften" (insbesondere der Alpenregionen). Gemeinsame Grundtypen ergeben sich aus der Verfügbarkeit von Materialien, wie Leinen, Wolle und Leder, der Möglichkeit ihrer Verarbeitung sowie infolge modischer Neuerungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Aufhebung obrigkeitlichen Kleiderordnungen). Zu den Grundtypen gehören der "Leibkittel" (eng anliegendes ärmelloses Oberteil mit angesetztem, reich gezogenem oder plissiertem Rock, Dirndl), die Halbschürze, hirsch- oder gamslederne kurze oder knielange Hosen, Männeranzüge aus grauem oder braunem Loden oder Tuch mit farbigen Aufschlägen (Steireranzug), festliche Hauben aus Pelz sowie Hauben und Krönchen aus Gold- und Silberfiligran (Goldhaube).
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