Beschreibung Spinnradl
Selbst die Volksmusikanten des alten Wien haben einen "Spinnradltanz" gekannt, dessen Melodie sehr ähnlich, aber bereits zu einem Instrumentalstück ausgebaut war. (E. Kremser, Wiener Lieder und Tänze, II, S. 238).
1. Grundform - Ausgangsstellung
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Tänzer steht links hinter der Tänzerin, beide blicken in die Tanzrichtung. Die gefaßten rechten Hände hält er über ihrer rechten Schulter, die gefaßten linken vor seiner linken Schulter.
1. Melodie
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Takt 1 bis 4
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Mit den äußeren Füssen beginnend, machen beide vier Wechselschritte vorwärts. Der Wechselschritt wird am besten so ausgeführt, daß der dritte Teilschritt, also der dem Nachstellen folgende, nur leicht auf dem Ort angedeutet wird.
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Takt 5 bis 8
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Vier Wechselschritte rückwärts, also gegen die Tanzrichtung.
2. Melodie
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Takt 1 bis 8
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Die gefaßten Hände werden etwas über Kopfhöhe gehoben, Tänzer und Tänzerin drehen sich unter den erhobenen Armen durch, sie nach rechts, er nach links.
Dieses Durchdrehen wird folgendermaßen ausgeführt: Der Tänzer beginnt im ersten Takt die Tänzerin nach rechts zu drehen, dann dreht er sich im zweiten Takt nach links, im dritten Takt sie wieder nach rechts, im vierten er sich nach links usw. Im Ganzen vollführt er drei ganze Drehungen, sie etwas mehr als dreieinhalb. Am Schlusse des 8. Taktes soll sie also fast bis zur Gegenüberstellung mit ihrem Tänzer kommen (Bild). Obwohl der Tänzer immer zuerst die Tänzerin, dann sich selbst dreht, sind die Umdrehungen an sich pausenlos ineinanderfließend und völlig ruhig auszuführen. Die gefaßten Hände sollen in ruhiger Bewegung über den Köpfen geführt werden, ihr Abstand voneinander möge etwa Schulterbreite betragen. Während des Durchdrehens bewegt sich das Paar, er stets im Innenkreis, sie im Außenkreis, mit sauber getretenen Wechselschritten ("Dreitritt") in Tanzrichtung weiter.
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Takt 9 bis 16
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Wiederholung der 2. Melodie und wie Takt 1 bis 8, doch gegengleiche Drehrichtung, sie dreht sich also nach links, er nach rechts. Das Paar bewegt sich dabei nach wie vor in Tanzrichtung weiter. Am Schlusse müssen beide rechtzeitig zur Ausgangsstellung gelangen.
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Zur Ausführung der Grundtanzform
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Das Vor- und Rückschreiten ist ruhig und ohne jedes Auf und Ab des Körpers auszuführen. Bei der "Wickelfigur" wäre es völlig falsch, wenn dabei in die Knie gegangen würde oder eine Kreuzhohlstellung vorkäme.
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Bemerkungen zum Tanz
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Der Spinnradltanz ist aus dem oberösterr. Mühlviertel, dem nördlichen Niederösterreich, dem Innviertel, dem Böhmerwald und dem bayrischen Wald sowie aus Oberbayern überliefert. Die Tanzform kann man wohl als eine Restform des alpenländischen "Steirischen" auffassen, die aber, in Verbindung mit dem Vorwärtsschreiten, einen ansprechenden, sehr abgerundet wirkenden Tanz darstellt.
Die "Wickelfigur" dieses Tanzes dürfte in einem ursächlichen Zusammenhang mit dem Namen stehen, zu dessen Verbreitung allerdings das dazugehörige Tanzlied vom Spinnradldrahn in erster Linie beigetragen hat. Wie Leopold Schmidt im Jg. 35 (1933) der Zeitschrift "Das deutsche Volkslied", S. 3 ff, ausführlich auseinander setzte ging die Verbreitung des Liedes weit über jene des Tanzes hinaus
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Quellenangabe
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- R. Zoder - Österreichische Volkstänze, 2. Teil, Nr. 4 (Dreierform)
- Lager – Derschmidt – Österr. Tänze - Zweiter Teil
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